PRO & KONTRA DER SELBSTSTÄNDIGKEIT

Was oft nach viel Freizeit, wenig Arbeit und gut Geld aussieht, hat auch Schattenseiten. Die Selbstständigkeit. Ich muss zugeben, dass sich dieses mit Vorurteilen behaftetes Bild in den letzten Jahren zwar positiv geändert hat, aber ich werde hin und wieder dennoch damit konfrontiert.

Ich kann schon nachvollziehen, dass es oftmals so aussieht, als würde ich weniger arbeiten als der normale Angestellte mit einem 40 Stunden Job. Warum? Weil ich euch bzw. meine Follower an „meinen Tag“ via Videos und Bildern teilhaben lasse. So bekommt ihr den Eindruck ihr wüsstet, was ich den lieben langen Tag mache. Morgens gehe ich erstmal zum Sport, dann esse ich gemütlich und danach mache ich Besorgungen etc. Online sieht es also im Großen und Ganzen nach einem entspannten Tag aus. Reiht man aber die Momente die ich gefilmt habe aneinander, kommt man im Schnitt auf maximal 5-10 Minuten. Es wirkt wie ein ganzer Tag, obwohl es nur ein ganz kleiner Bruchteil davon ist. Das ist schonmal der erste Grund, warum speziell bei einem Blogger oder Influencer so viele Leute denken, er würde nicht wahnsinnig viel arbeiten.

Ich sitze ganz oft schon einige Stunden am Laptop und arbeite, bevor ich mein Frühstück poste. Ich arbeite auch zwischen dem Frühstück und der nächsten Story in der ich vielleicht bei einem Event, oder einem Kaffe mit einer Freundin zu sehen bin. Die 20 minütigen Coffeedates mit meinen Münchner Mädels sind i.d.R. sowieso Verabredungen zum Shooten, also auch selten ein einfaches Freundinnen-Date. Und danach zu Hause geht es wieder zurück an den Laptop, bevor ich in die Kamera quatsche und euch irgendetwas erzähle. Und an fast allen Tagen der Woche an denen ich Abends nichts vorhabe, bin ich auch hier mit Emails, Nachrichten, Fotobearbeitung, Recherche, Rechnungen uvm. gut beschäftigt. Selbstständigkeit heißt also nicht, viel Freizeit und wenig Arbeit. Im Gegenteil, es ist viel Arbeit jedoch hat man die Freiheit sie selbst aufzuteilen und kann frei entscheiden, was wann gemacht wird. So kommt es vor, dass ich am Dienstag Vormittag vielleicht shoppen gehe und private Dinge erledige, dafür aber am Sonntag (wie heute) 4 Stunden Emails abarbeite und Kooperationen shoote.

Wo wir auch schon bei der nächsten Schattenseite der Selbstständigkeit sind. Es gibt kein „frei“. Okay vielleicht gibt es Branchen in denen man auch in der Selbstständigkeit so richtig frei hat, aber in meiner jedenfalls nicht. Das Blogger Dasein kennt weder Wochenende, noch Uhrzeit und schon garkeinen Urlaub. Klar kann ich mal einen ganzen Tag lang Nichts machen, aber dann ist morgen Feuer am Dach, das sag ich euch. Erst letzten Sonntag auf der Heimfahrt von unserem Skiurlaub kam ein Email rein, das direkt zu einem Telefonat und Verhandlungen geführt hat. Man muss IMMER erreichbar sein, egal ob am Berg in Italien oder zu Hause am Schreibtisch. Aber das ist ok. Lieber bin ich am Berg in Italien erreichbar für einen Kunden, als dass ich Montag bis Freitag an einen fixen Ort gebunden bin. Aber das ist nicht jedermanns Sache. Es hat seine Vorteile und auch Nachteile.

Im Urlaub habe ich persönlich immer sehr stark zu kämpfen. Ich nehme mir vor Nichts zu machen und ziehe das auch mal durch, aber mich plagt durchgehend ein schlechtes Gewissen. Und das ist sehr viel anstrengender, als die Arbeit einfach zu erledigen. Man hat einfach ständig im Kopf, was man in der Zeit eigentlich alles machen müsste/sollte/könnte. Falls hier jemand einen Tipp für mich hat, nehme ich den gerne an! Ähnlich geht es mir übrigens auch an fast jedem Sonntag.

Ich glaube dieses „schlechte Gewissen“ und dieser Druck immer etwas zu erledigen kommt daher, dass man eine wahnsinns Verantwortung trägt. Ich in meinem Fall, trage nur die Verantwortung für mich und mein monatliches „Überleben“ und das kann schon nervenaufreibend sein. Ich möchte mir garnicht vorstellen, wie das ist wenn man 20 Angestellte hat und dafür sorgen muss, dass immer alles läuft. Das diese 20 Menschen jeden Monat ihr Gehalt bekommen und auch eine Zukunft haben. Ich hoffe ihr versteht so ein bisschen, was ich damit meine. Selbstständigkeit sieht nach außen super glamurös aus, aber dahinter steckt sehr viel Arbeit, Verantwortung und auch Mut.

Und nun noch zum Thema Selbstständigkeit und Geld. Es kommt mir oft so vor, als würde jeder denken, dass ein Selbstständiger automatisch viel Geld hat. Ich habe mal eine Nachricht bekommen in der stand „ich will mich auch selbststdändig machen, da verdient man so viel und muss nicht so viel arbeiten“. Wow – an der Person ist das Leben scheinbar auch vorbeigezogen. Wenns so einfach wäre, dann wäre ja jeder selbstständig, oder? Tatsächlich ist es bei den Meisten so, dass sie am Anfang richtig zu kämpfen haben und vielleicht sogar weniger verdienen. Ich zum Beispiel habe lange Zeit bzw. Jahre sehr viel Zeit und Arbeit in meinem Blog gesteckt ohne einen Cent zu verdienen. Klar es war damals auch mein Hobby. Heute ist es so, dass viele Mädels denken, sie können morgen einen Blog starten und übermorgen klingelt die Kasse. Haha, schön wärs. Irgendwann hat mein Hobby plötzlich ab und an Mal ein paar Euros abgeworfen. Wir reden hier von 30€ da und 70€ dort. Also nichts womit man überleben kann. Da habe ich aber den Entschluss gefasst noch viel mehr zu arbeiten, um zu sehen ob ich dann auch mehr verdienen kann. Und das hat geklappt. Irgendwann habe ich mich dann neben dem Studium selbstständig gemacht und konnte zumindest mal meinen Nebenjob kündigen. Dann hatte ich Zeit noch mehr zu arbeiten und war an dem Punkt, an dem ich auf die Unterstützung meiner Eltern (immer noch Student) verzichten konnte. Auch wenn meine Mama das erst nicht wollte und Angst hatte, ich würde verhungern haha. Sie hat mich wöchentlich gefragt, ob ich Geld brauche, aber bis heute habe ich alles auch so „am Laufen“ halten können. Ist nun doch schon zwei Jahre her.

Selbstständigkeit bedeutet also keinen direkten Geldregen. Mittlerweile verdiene ich ausreichend Geld, um ein wirklich schönes Leben zu führen und ich muss auch auf nichts Verzichten. Aber speziell wenn man jung ist und „plötzlich“ mehr Geld verdient, als die meisten anderen im gleichen Alter, neigt man natürlich dazu auch mehr auszugeben. Das kann verhängnisvoll werden. Ich war zum Glück noch nie in der Situation, das ich meine Miete nichtmehr zahlen konnte oder Ähnliches, aber es gab Punkte an denen ich mich stoppen musste. Da ich ja auch nie weiß, wie es nächsten Monat laufen wird, oder in einem halben Jahr. Man darf auch nicht vergessen, dass ich mich selbst um Steuern, Versicherungen und alle möglichen beruflichen-finanziellen Angelenheiten kümmern muss. Und wenn dann plötzlich die erste Rechnung vom Finanzamt kommt, schaut man schon mal blöd aus der Wäsche. Man verdient vielleicht ein bisschen mehr, muss dafür aber auch mehr wieder abgeben. Das ist der Teil der Selbstständigkeit der etwas Mut erfordert, denn eine Sicherheit hat man nicht.

Ich glaube ich konnte ganz gut darstellen, wie das Verhältnis von Pro & Kontra in der Selbständigkeit ist. Alles was daran toll ist, ist auf der gleichen Seite auch eine Schattenseite die einem anfangs vielleicht garnicht so bewusst ist.

Nun wünsche ich euch noch einen schönen Sonntag und verbleibe mit freundlichen Grüßen 😛

Love, Christina

PS. Die ersten Frühlingslooks findet ihr HIER.

 

KOMMENTARE (4)

  1. Anastasia

    Liebe Christina,

    Ich bin nicht so der Blogleser, doch heute hat es mich dank Instagram auf deinen geführt und ich liebe deine Schreibweise. Ich finde diesen Artikel besonders gut, da ich selber selbstständig bin und genau das selbe Problem wie du hatte und habe. Mittlerweile meditiere ich jeden Morgen und versuche mit Yoga meinen Tag mit etwas Zeit für mich zu starten, damit geht das schlechte Gewissen etwas weg denn man wird sich bewusster wie wichtig man selber, als jeder Job.

    Ich liebe deinen Account und deine liebenswerte Art und Weise. Mach weiter so ✨

  2. C'est Levi

    Sehr toller Post liebe Christina und du sprichst mir da echt aus der Seele!

    Ich bin selbst erst seit ein paar Monaten selbstständig und dachte auch, dass ich dadurch vielleicht etwas weniger Arbeiten kann, weil ich ja auch nicht mehr fahren muss und am Wochenende auch etwas abarbeiten kann – von wegen!

    Gerade in der Anfangszeit muss man sich einen Namen machen und vielen aufbauen. Wie du selbst sagt, ohne etwas daran zu verdienen. Ich weiß auch gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal frei hatte seitdem.

    In der Blogger Szene denken leider einige noch, man schießt eben ein Bild und guckt hübsch in die Kamera, ohne eigentlich zu wissen, was sich dahinter noch alles für Vor- und Nacharbeit verbirgt.

    Auf jeden Fall ein schöner Post über den man sich Austauschen kann 🙂

    Liebe Grüße
    Katja

    http://www.cestlevi.blog | Follow me on Instagram

  3. Yasemin

    Hi Christina,
    super Post. Ein Tipp von mir, um den Kopf etwas auszuschalten: ich hab mir vor ein paar Tagen die App BALLOON installiert – eigentlich war ich immer etwas skeptisch gegenüber dem Thema Meditation ‍♀️ aber mir bringt es schon was Grüßleeee ✨

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit markiert.