SEILTÄNZER ODER BLOGGER?

Der Titel ist natürlich nicht im wahrsten Sinne des Wortes so gemeint! Es geht darum, dass der Beruf Blogger oftmals ein Balanceakt ist, der nicht immer so leicht ist. Es liegt mir fern mich über meine Arbeit bzw. meinen Beruf zu beschweren, aber ich möchte in diesem Artikel den Wandel meiner Arbeit als Blogger erläutern.

Ich habe heute in meiner Instagramstory danach gefragt, warum die Likes im Verhältnis zu den Follower bei fast jedem sehr gering sind. Einige Gründe kenne ich natürlich aber mich hat einfach interessiert, ob es noch mehr Gründe gibt. Ich habe hierzu sehr viel mehr Feedback als erwartet bekommen und nutze eine sehr oft genannte Ursache als Thema für diesen Beitrag.

Der Hauptgrund ist mit Sicherheit der von Instagram eingeführte Algorithmus, der verhindert das einem alle Bilder angezeigt werden. Aber der zweite sehr häufig genannte Grund ist offensichtlich die Bildsprache und der Content der sich verändert hat. Und das habe ich mir ja selbst zu verschulden. Ich möchte aber gerne erklären, dass diese Veränderung nicht von Ungefähr kommt, sondern einen Grund hat.

Die treuen Seelen die hier schon viele Jahre dabei sind haben den Wandel meines Blogs und meiner Bildsprache wohl am ehesten mitbekommen und ich bin dankbar für jeden der seit Jahren dabei ist! Viele haben mir geschrieben, das meine Bilder nicht mehr so natürlich und spontan sind wie früher. Einige mochten meine „Spiegel-Selfies“ mit denen ich mein tägliches Outfit gezeigt habe am liebsten. Ganz ehrlich? Das waren auch meine liebsten Bilder. Denn damals war es einfach meine Leidenschaft für Mode die ich präsentiert habe. Ich habe damit kein Geld verdient, musste niemandem etwas Recht machen und wollte auch nirgendwo dazu gehören. Und genau hier ist der Punkt, der sich verändert hat.

Ich bin mit meinen Selfies und Spiegel-Selfies sehr schnell zu einer relativ großen Reichweite gekommen (damals war es jedenfalls viel). Langsam kamen die ersten Kooperationsanfragen (hier ein Artikel zu meinem „Beginn“) damals meist unbezahlt und ganz entspannt. Ich habe Produkte bekommen, habe sie euch auf meine Art gezeigt und alles war gut. Ich bin in dieses Business einfach hineingewachsen und hatte irgendwann die Möglichkeit Geld damit zu verdienen. Und einige Zeit, eher Jahre, später hatte ich plötzlich die Möglichkeit meine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Als ich mich entschieden habe dieses Risiko einzugehen und es einfach mal zu versuchen, war mir nicht ganz bewusst auf was ich mich einlasse. Ab hier war es nichtmehr mein Hobby, sondern ich musste davon leben. Genau hier beginnt der Balanceakt den ich vorher erwähnt habe.

Man postet nichtmehr einfach was einem selbst gefällt und dem Follower. Ab da heißt es auf die Wünsche derer einzugehen, die dich bezahlen und sich gleichzeitig aber selbst treu zu bleiben. Das wichtigste ist immer noch Content zu liefern der dem Leser/Follower gefällt aber unter Einbindung der Wünsche des Kooperationspartners. Ihr könnt mir glauben, genau das ist für mich die allergrößte Herausforderung über die ich mir täglich und bei jedem Bild Gedanken mache. Wie schaffe ich es meinen Stil zu behalten, aber die Wünsche aller Seiten (Follower & Kooperationspartner) zu berücksichtigen.

All das wäre halb so wild, wenn es nicht immer mehr Firmen gäbe die einen wahnsinnig einschränken bei der Umsetzung eines Bildes bzw. eines Instagramposts. Für viele mag es lächerlich klingen, das so viel Hype um ein Bild gemacht wird, aber dieses Bild ist ein Vertragsinhalt bei dem es um viel Geld geht. Ich persönlich lasse mir nur bis zu einem gewissen Grad Anweisungen geben. Und auch wenn ich das 97 Briefing mit Beispielbildern von Ohhcouture bekomme, werde ich kein Bild a la Ohhcouture abliefern, weil das nicht ICH bin und das auch nicht mein Bildstil ist. Aber das verstehen leider nicht alle Kooperationspartner. Ich kann euch hierzu ein gutes Beispiel geben:

Vor einiger Zeit habe ich mit einer Marke zusammengearbeitet, die zwei Bilder bei mir „gebucht“ hat. Ich habe natürlich auch ein Briefing bekommen mit Bildern an denen ich mich orientieren sollte. Ich habe mich orientiert, aber einfach meinen eigenen Stil umgesetzt. Mittlerweile ist es normal das man ein Bild zur Freigabe schicken muss, bevor man es hochlädt, das habe ich natürlich gemacht. Dann bekam ich als Feedback, das mein Bild zu freizügig wäre. Ich glaube ihr kennt mich und wisst, dass ich noch nie ein anstößiges Bild gepostet habe oder auch nur was ähnliches. Wenn ich am Strand einen Bikini und eine Tunika anhabe, dann weil es angemessen ist. Ich wurde also darum gebeten erneut ein Bild zu machen, diesmal ein Flatlay – das ist ein Bild auf dem nur das Produkt schön in Szene gesetzt ist. Da ich flexibel bin und auf Wünsche eingehe habe ich ein weiteres Bild zur Freigabe geschickt. Danach bekam ich das Feedback, bitte doch wieder ein Bild mit mir und dem Produkt darauf zu machen.  An dieser Stelle wurde es mir zu wild und ich habe zum ersten Mal einfach Nein gesagt. Ich hab gefragt, ob sich der Kunde meine Bildsprache überhaupt angeschaut hat, bevor er mit einer Kooperationanfrage auf mich zukommt. Ich bin super offen für Vorschläge und für Neues aber ich arbeite nur mit Firmen zusammen die auch mit MIR arbeiten wollen und nicht nur mit meiner Reichweite. Wir konnten uns einigen und am Ende waren dann auch alle happy!

Mit diesem Beispiel wollte ich zeigen mit was für Ansprüchen und Anforderungen ich zu tun habe. Ich muss professionell arbeiten, Bilder in guter Qualität produzieren die möglichst der Vorgabe des Kunden entsprechen, aber gleichzeitig soll es spontan und natürlich wirken. Das ist so viel schwerer als Bild für einen Katalog oder ein Magazin zu shooten.

Genau die Schnittstelle zwischen den Ansprüchen der Follower und denen des Kooperationspartners zu treffen ist schon wahnsinnig schwer, aber dann auch noch sich selbst treu zu bleiben ist die Herausforderung schlechthin. Und wer jetzt denkt es ist nur bei bezahlten Beiträgen und Kooperationen so, der liegt leider falsch. Denn auch bei jedem anderen Bild das ich poste muss ich mittlerweile auf gewissen Dinge achten. Zum Beispiel ob es der Qualität der anderen Fotos entspricht, ob es auch interessant genug ist und einige andere Faktoren.

Sobald man also seinen Lebensunterhalt mit einem Blog verdient, verändert sich sehr viel und man kann nichtmehr einfach tun und lassen was man will. Das ist leider so.

Ich möchte nicht, das ihr jetzt denkt ich poste keine Spiegel-Selfies mehr weil es unprofessionell ist und von Firmen nicht gern gesehen ist. Ich poste ja schon hin und wieder solche Bilder, aber mein persönlicher Stil hat sich auch entwickelt und verändert. Ich mag einfach die qualitativ hochwertigen Bilder viel lieber und würde am liebsten nur hochauflösende Kamerabilder posten. Mein Anspruch an mich selbst hat sich auch verändert. Allerdings ist das nur schwer umsetzbar, da ich oft weder eine Kamera noch einen Fotografen mit dabei habe und auch gerne spontane Momente mit euch teile. Also werde ich das jetzige Gemisch an Bildern einfach beibehalten.

Wie gesagt ich möchte mich absolut nicht beschweren und ich hoffe es kam auch nicht so rüber. Ich wollte nur darauf eingehen, dass es oftmals ein Balanceakt ist, auf die Wünsche aller beteiligten einzugehen. Es ist einfach ein Beruf und Arbeit was ich hier mache, so sehr es auch manchmal nach Spaß und einfachem Job aussieht. Klar macht es Spaß und ich hoffe das noch sehr lange machen zu können, aber wie in jedem anderen Beruf gibt es auch hier Seiten die nicht so toll sind. Das heutige Thema ist eines von vielen, welche diesen Beruf ein bisschen unglamouröser machen als er scheint.

Ich habe mal einen interessanten Ansatz gelesen, ich glaube auf dem Blog von Masha, in dem sie sich zum Thema Kooperationen etc. geäußert hat. An einen genauen Wortlaut kann ich mich echt nicht erinnern, aber der Kern ihrere Aussage war: Würde mir jeder Leser, jeden Monat 1€ bezahlen (wie eine Mitgliedschaft) müsste ich nie wieder auch nur eine einzige Kooperation eingehen. Was soll ich sagen, das trifft es genau.

Ich lasse das jetzt mal so im Raum stehen und bin gespannt auf euer Feedback hierzu!

Love, Christina

 

KOMMENTARE (3)

  1. Anja

    Liebe Christina,
    du bist so eine junge und wunderhübsche Frau, die ihr Leben im Griff hat. Du kannst deine Leidenschaft zu deinem Beruf machen. Der Spagat, den du zu betreiben hast, kommt in deinem Beitrag sehr verständlich rüber. Gleichzeitig schaffst du es aber zu vermitteln, dass du große Freude an deinem Tun hast.
    Von Herzen wünsche ich dir weiter viel Erfolg und ein dickes, aber weiches Fell.
    Alles Liebe
    Anja

  2. Lara

    Finde es toll, dass du das Thema ansprichst! Ich denke vielen ist das Ausmaß dieses Bloggerberufs garnicht klar und mir gefällt es, dass du so offen bist!
    Ich persönlich finde Kooperationen gehören dazu und solange du dich nicht als Marionette der Firmen fühlst ist doch alles super. Du bist für mich immernoch sehr authentisch und das mag ich!

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